52. Fourth Wing und die Abwertung weiblicher Lust
Romantasy und Dragon-Smut
13.11.2025 53 min
Zusammenfassung & Show Notes
Romantasy im Feminismus-Check: Warum ‚Fourth Wing‘ mehr ist als Smut – über Lust, Macht & Female Gaze
📢 Der feministische Podcast über Gender, Patriarchat & Popkultur
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❤️🔥 Kann man ‚Fourth Wing‘ feministisch lesen?
Die Drachen-Reiter:innen-Reihe von Rebecca Yarros ist ein weltweiter Bestseller. Im Podcast analysieren wir die Darstellung von Gender und diskutieren, ob die romantischen Muster zeitgemäß sind oder patriarchale Traditionen fortschreiben. Außerdem sprechen wir darüber, warum weiblich konnotierte Erotikliteratur als „Smut“ abgewertet wird – und welche Macht von Female Pleasure ausgeht.
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🎙️ Hörerinnenfolge:
Eine Hörerin hat mich auf das Thema gebracht und ich habe mir Karina eingeladen, die bereits in der Folge Gebären im Knast zu Gast war. Karina hat Übersetzung und Sprachwissenschaften studiert und ist ein riesen Fantasy-Fan.
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Cover: Danke an Scarlett Nimz
Musik: Heyohmann!
Ein Transkript dieser Folge findest du 👉 hier
Transkript
Warte mal, wir haben jetzt hier eine Konstruktion von einem Hühnenmann,
super muskulös und so ein bisschen emotional unnahbar.
Und so eine zarte Petitfrau, das ist ja total ungewöhnlich, sowas habe ich ja noch nie erlebt.
Es wird überhaupt nicht in Frage gestellt, ob die Weltordnung,
wie sie dort ist, vielleicht komplett verkehrt ist.
Die ganze Idee von der Heldenreise ist eine patriarchale Erzählung.
Weil sie eben Jungfrauen begehren, Mütter ehren, dann ist es natürlich ein Schock
für Männer zu erfahren, dass da noch mehr ist. Und ich glaube,
sie wollen es wirklich nicht, weil sie ihr eigenes Begehren auf Frauen herablenken würde.
Ich würde jetzt hier mal die starke These wagen, dass ein Kriterium für Smut
in der Literaturkritik ist, dass es von Frauen kommt.
Hallo, hier ist Susi von Verbitter Talentlos. In dieser Folge nehmen wir uns
Rebecca Jaros, Romanticy-Bestseller Forthwing, unter die Lupe zu Deutsch Flammen geküsst.
Eine Geschichte von Drachen, Militärschule und ein paar juicy Sex-Szenen.
Und für alle, die noch nie von Forthwing oder Romantasy gehört haben,
so wie ich vor einem halben Jahr ungefähr, wir nutzen das als Ausgangspunkt,
um grundlegende Fragen zu Gender,
Macht und Weiblichkeit zu diskutieren in diesem gerade aufkommenden Hype der
Romantasy-Welle, möchte ich es mal nennen.
Und wir schauen uns natürlich die Figuren und Erzählmuster an und gucken,
ob Romantasy eigentlich ein feministisches Genre ist, ob man es feministisch lesen kann.
Und dazu habe ich mir heute Carina eingeladen. Ihr kennt sie aus Folge 49 über
den Film Weena, haben wir zusammen gepodcastet.
Und dann hatte ich dir nach der Folge halt von meinem Fourth Wing Projekt erzählt,
denn ich habe einen Tipp bekommen von einer Hörerin.
Und es stellte sich raus, du bist großer Fantasy-Fan und kannst meine bescheidenen
Genrekenntnisse perfekt kompensieren.
Hoffentlich. Und ich freue mich, dass du wieder da bist. Hallo, meine Liebe.
Hallo Susi, ich freue mich auch total, wieder da zu sein. Danke für die Einladung.
Lass uns mal rein starten. Könntest du mal kurz einen Abriss geben,
was wir da eigentlich lesen?
Sehr gerne. Es geht um Violet Zorengale, die von ihrer Mutter auf ein War College
geschickt wird, für das sie nicht geeignet ist und für das sie nicht ausgebildet wurde.
Dieses War College soll Krieger ausbilden für den großen Krieg gegen die Nachbarn.
Und der Hauptzweck ist, glaube ich, so einen Drachen zu binden im Laufe dieser
Ausbildung und dann mit dem Drachen ganz tolle Fähigkeiten auszubilden.
Sie bekommt dabei Hilfe von Freunden und von dem sexy Hühnen Xaden,
den sie unbedingt für ihren Feind halten will.
Das zieht sich durch das ganze Buch, aber er hilft ihr ganz viel.
Und schließlich bindet sie den stärksten verfügbaren Drachen, natürlich.
Mit den Drachen kriegt man so Siegelkräfte, so nennen die das in dem Buch und
man kann mindere Magie ausführen und eben diese Feinde auf der anderen Seite
der Grenze davon abzuhalten, in das eigene Land zu kommen.
Aber es ist natürlich alles nicht so, wie man denkt und es gibt noch ganz viele
Verschwörungen und es ist nicht unspannend. Ich bin kein Fan von dem Schreibstil
von Jaros, obwohl ich die Geschichte spannend finde, aber es zieht sich ganz schön doll auf.
Also was das Plotting angeht, könnte man wahrscheinlich ihr so ein paar Vorwürfe
machen, dass das nicht so ganz zusammenpasst, aber...
Man kann das auch überlesen und ich glaube, das ist auch ein Grund,
warum es so erfolgreich ist, dass man sich da nicht so in die Tiefe reinbegeben
muss und trotzdem ein Abenteuer erleben darf.
Ja, interessant, dass du eigentlich, finde ich, das Zentrale ausgelassen hast,
dass wir hier eine Romance haben.
Also ich meine, wir haben dieses ganze Drachenbimmbamborium,
aber vor allen Dingen haben wir diese Annäherung von Zayden und Violet.
Und das ist nicht nur ein Bestseller, es ist ein Megastseller.
Komischerweise, als dann mir dieses Buch empfohlen wurde, auf einmal habe ich es überall gesehen.
Man nickt sich zu am Strand, wenn das goldene Cover in der Sonne leuchtet oder
wenn Schulmamas zu mir sagen, ach, ich lese ganz gerne Romance und dann meinte
ich, Forswing gelesen, lese ich gerade.
Also so überall kam es dann so auf und wie in so eine Unterwelt von Frauen,
die alle dieses Buch lesen.
Ich habe wirklich gedacht, okay, wie konnte ich das eigentlich so verpassen?
Und zwar habe ich diesen Buchtipp von Patricia Camarata bekommen.
Die ein oder andere von euch wird sie vielleicht kennen, ist ja auch eine Bestseller-Autorin,
war auch schon bei Verbitter Talentlos zu Gast.
Für mich eine große feministische Stimme und ich hatte sie durch Zufall auf
der Republika getroffen und dann fing sie an. Susi, du musst eine Folge machen.
Sie hat das alles verschlungen und ich bin sehr dankbar, denn sie hat uns auch
eine Sprachie geschickt, die nochmal unseren intellektuellen Zynismus ein bisschen unterbricht.
Liebe Susi, du hattest mich ja gebeten, was zu Fourth Wing und die anderen Bücher
zu sagen, weil die mich ja so begeistert haben.
Gleichzeitig habe ich mich geärgert, dass das Ganze so unter SMUT-Literatur
abgetan wird, weil es findet da Sex statt, ja,
aber bis man überhaupt erst bei dem ersten Sex landet, hat man schon drei Viertel
des Buchs gelesen und in Summe sind das vielleicht 30 Seiten, keine Ahnung.
Wenn über diese Bücher von Rebecca Jaros gesprochen wird, dann nimmt das einen
überproportional großen Teil an.
Und es findet auch immer eine Abwertung statt,
was nicht so richtig nachvollziehbar ist, weil es gibt ja auch andere bekannte
Bücher wie beispielsweise Game of Thrones, wo Sexualität auch eine große Rolle spielt.
Da würde man ja auch nicht sagen, das ist SMAD-Literatur.
Ich glaube, das Interessante an der Stelle, wenn man kurz beim Sex bleibt,
ist, dass es eine weibliche Perspektive gibt, wenn man jetzt sich wieder auf
Game of Thrones bezieht.
Da ist Sex ja gewaltvoll oder mindestens gibt es eine Machthierarchie und das
ist irgendwie immer ein Übergriff auf Frauen.
Das ist in den Drachenbüchern nicht so. Also es gibt immer mindestens einen
sehr deutlichen Konsent.
Dann sind es ja auch Techniken, die eben diese weibliche Perspektive haben,
die eben nicht sagen, Sex ist eben Penetration und sonst nichts.
Aber das ist auf jeden Fall nicht der Grund, warum mich diese Bücher begeistert
haben. Die Bücher für sich haben wirklich einen sehr guten Spannungsbogen.
Es gibt sehr, sehr gute Cliffhanger von Kapitel zu Kapitel, von Buch zu Buch.
Es ist schon so ein bisschen Best-of von erfolgreicher Fantasy,
aber das stört jetzt auch nicht.
Es geht um Freundschaft, es geht ganz viel um Solidarität, um das Aushandeln
von Zugehörigkeiten, Vertrauen, Verrat und so weiter.
Und das ist eine Mischung, die ich einfach sehr gerne lese. Vielleicht kommt
diese Verzerrung ein bisschen von der medialen Verarbeitung.
Da ist ja dieser Xelden sehr memisierbar, weil er ja einem Klischee entspricht.
Er ist ja schon ein klassisch toxischer Mann, auch sehr normschön.
Aber Violet auf der anderen Seite ist eben nicht dieses Klischee,
was wir sonst von weiblichen Charakteren haben.
Sie startet ja in dem Buch, sie zweifelt an sich, sie ist schwach,
sie hat ja eine körperliche Einschränkung auch,
aber sie findet tatsächlich ja ihren Weg in diesem harten War College,
wo es ja viel um körperliche Überlegenheit auch geht,
ohne sich wesentlich körperlich durchsetzen zu müssen. Und das finde ich ganz spannend.
Sie besteht ja dann quasi alle Prüfungen durch Witz und auch Anstrengungen.
Also das finde ich schon auch einen coolen Identifikationsmoment.
Von daher hoffe ich, dass ich meine Begeisterung teilen konnte und bin total
gespannt auf deine Perspektive.
Ja, ganz liebe Grüße. Ciao.
Ja, Patricia, auf jeden Fall hast du mich mit dieser Begeisterung angesteckt
und ich kann auch alle Punkte nachvollziehen, auch wenn ich glaube,
dass wir da jetzt nochmal ein bisschen tiefer einsteigen wollen.
Vor allen Dingen, was die Gender-Inszenierung betrifft. Sind sie klischeehaft? Sind sie progressiv?
Vorher jedoch wie immer der Hinweis, ich bitte euch, diesen Podcast finanziell
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Und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr da vorbeischaut. An alle meine Mitglieder,
die schon da sind, herzlichen Dank.
Das ist unglaublich motivierend für mich einfach. Dankeschön.
So, Carina, lass uns mal reingehen an die Gender. Du hast ja schon ein bisschen kritisch angeteasert.
Die Enemies-to-Lovers-Trope, also Xaden wird als ihr Antagonist,
als ihr Rivale, als ihre größte Gefahr präsentiert.
Wenn wir uns das zusammen mit der Gender-Inszenierung angucken,
frage ich mich irgendwie so die ganze Zeit, wie toxisch ist er wirklich oder
wie progressiv können wir das auch lesen?
Was sind deine Gedanken zur Männlichkeitsdarstellung, die wir hier haben?
Diese großen Hühnen immer, muskelbepackten Hühnen, ich habe da keinen Zugang zu, keine Ahnung.
Insgesamt finde ich aber, dass Yagos das gut gelungen ist, mal abgesehen von
den beiden Hauptprotagonisten, dafür zu sorgen, dass mir das komplett egal war,
welches Geschlecht irgendwer hatte.
Also ich habe das irgendwann auch angefangen total zu überlesen.
Das waren immer irgendwelche fremden Namen oder ich habe die schon ein paar
Mal gelesen von irgendeinem Freund, Mit einer Freundin, man hört diesen Namen
ja ganz oft nicht an, welchem Gender die entsprechen sollen.
Es gibt auch eine Transperson und so.
Also sie schafft es meiner Meinung nach gut dafür zu sorgen,
dass man nicht die ganze Zeit mit Klischees liest.
Also, oh, ich lese jetzt gerade, dass sie mit einer Frau spricht,
das heißt, ich habe im Kopf folgende Bilder oder so. Es war immer einfach nur ein...
Eine Kommilitone oder eine Kommilitone, die für mich nicht weiter definiert war im Gender.
Und das fand ich ganz schön eigentlich zu lesen.
Was ja schon an sich ungewöhnlich ist, dass wir hier dieses War College haben.
Also wir haben hier diese Militärakademie, wo junge Menschen zu Killermaschinen
oder also DrachenreiterInnen, ja, aber im Prinzip ja SoldatInnen ausgebildet werden sollen.
Und dann wird auch erzählt, dass man zum Drachenreiten, also man setzt sich
da nicht einfach so drauf und dann hui, sondern das ist halt wirklich irgendwie
sehr körperlich und sehr gefährlich und sehr kraftraubend.
Also man braucht da sozusagen einen sehr fitten Körper dafür und dafür gibt es dann diesen Drill.
Also es ist wieder, du weißt, ich liebe es, ein Offizier und ein Gentleman.
Also wir haben so diese Ausbildung, die halt sehr körperlich ist.
So und jetzt würde man ja meinen, dass wir so automatisch schon in einem männlich
konnotierten Feld sind. Weil wenn es hier um Kraft und Stärke geht,
dann könnte man ja auch sagen, ja, dann ist es halt ein Männerinternat.
Aber nein, es ist für alle genderoffen.
Und gleichzeitig finde ich es aber auch ein bisschen so ein Plothole.
Weißt du, was ich meine? Also es ist so ein bisschen, ja, wenn wir jetzt hier
die Stärksten und Kräftigsten und so brauchen.
Auf jeden Fall. Ich möchte gerne an der Stelle auch meine Grundthese kurz mal äußern, wenn ich darf.
Für mich ist das nämlich die Gleichberechtigung, aber im Patriarchat.
Und wenn wir da hinkommen, wollen wir das feministisch lesen oder können wir
das feministisch lesen, ist ja die Frage, was will der Feminismus?
Ich persönlich möchte keine Gleichberechtigung im Patriarchat,
sondern ich möchte eine Gleichberechtigung ohne Patriarchat.
Also unter diesen männlichen Regeln und Vorzeichen.
Ja, genau. Es ist hierarchisch, es ist gewaltvoll. Es sind vor allem männlich
konnotierte Attribute, die hier gebraucht werden.
Das heißt, die Frauen, die sich in dieser Welt zurechtfinden müssen,
müssen diese Attribute mit sich bringen.
Es wird an keiner Stelle gesagt, oh, das ist aber jetzt eine Frau und deswegen
wird dir das schwerer fallen.
Das ist alles fein, aber es wird überhaupt nicht in Frage gestellt,
ob die Weltordnung, wie sie dort ist, vielleicht komplett verkehrt ist.
Und das wäre mein großer Kritikpunkt an diesem Buch, weswegen ich es auch nicht
so feministisch lesen kann, weil ich möchte ja, dass die Stärken von Frauen
auch als Stärken empfunden werden und nicht nur, wenn sie mit den männlichen
Stärken mithalten können.
Und wenn wir jetzt nochmal zurück auf die Männlichkeit gehen, dann ist es ja immer so,
dass jede Form der guten Männlichkeit, also der Love Interest,
dem wird ja immer dann so eine böse Männlichkeit gegenübergestellt und in diesem
Buch ist das ganz interessant konstruiert, denn wir haben Saden,
der als ihr Feind eigentlich etabliert wird,
so wird er uns vorgestellt, er wird dich töten, das sagt ihre Schwester gleich
am Anfang, halt dich fern von ihm.
Und dann gibt es Dane, der beste Freund von Violet, der ihr auch,
ich würde sagen, auch helfen will, am Leben zu bleiben.
Aber der sich halt super paternalistisch immer ihr gegenüber verhält.
Ich habe mich relativ schnell an den Gedanken gewöhnt, okay,
Satan ist der Good Guy, Dane ist ein Creep.
So, also der war mir gleich von Anfang an so unsympathisch. Ich glaube,
das hat Rebecca Jaros auch extra so konstruiert.
Und zwar hat sie diese Toxic Masculinity hier mit diesem paternalistischen Nice
Guy, aber ich will sie ficken, Typen Dane etablieren.
Und das finde ich eine ganz hübsche Gegenüberstellung.
Oder was denkst du darüber?
Ich finde das auch. Also Dane ist wirklich der Inbegriff der versteckten toxischen Männlichkeit.
Und Misogynie auch, ne?
Genau. Und auch wie Violet sich dagegen wehrt und es ja auch mitbekommt, finde ich auch gut.
Jane, der sagt immer zu ihr, Violet, du musst den Reiterquadranten verlassen,
du musst wieder zurück in deinen Schreiberquadranten gehen und dann sagt Violet
immer, nee, aber ich habe mich jetzt dafür entschieden, ich ziehe das durch
und wenn ich halt sterbe, dann ist es so und nein, nein, nein,
du musst auf jeden Fall auf mich hören.
Also das nervt so richtig ab. Ich muss auf der anderen Seite dann aber auch
wieder sagen, er ist auch kein Typ, der sich gewaltvoll ihr gegenüber verhält
oder der jetzt so ein richtiges Arschloch ist.
Na, keine körperliche Gewalt, aber er übertritt Grenzen, ohne vorher zu fragen, ob er das darf.
Also die haben ja diese Siegelkräfte und er kann halt ihre Gedanken lesen und
tut das, ohne um Erlaubnis zu bitten. Stimmt.
Er ist halt sneaky irgendwie. Aber Satan auf der anderen Seite,
ich habe von dem so gar keine Vorstellung gehabt.
Hat er überhaupt Eigenschaften?
Er wird ja beschrieben. Er ist 1,95 groß, extrem muskulös.
Also ich stelle mir dann nach dieser Beschreibung, stelle ich mir eigentlich
vor wie in so einem Computerspiel.
Ja, das meine ich. Nee, das Äußere, das wird total überbordend beschrieben. Ständig.
Aber ich habe keine Vorstellung von seinem Vibe, sage ich jetzt mal.
Wie der so drauf ist. Er redet, glaube ich, nicht so viel.
Und da muss ich auch sagen, stell dir mal vor, du hast ein Date mit so einem
Typen. Das ist so einer, glaube ich, so Gender-Conversation-Gap-mäßig,
der die ganze Zeit so nix sagt, weißt du?
Und du möchtest einfach denken, dass er ganz tiefgründig ist,
aber in Wahrheit weiß er einfach nicht, was er sagen soll.
Oder? Also er ist irgendwie lame.
Wahrscheinlich. Er ist ganz, ganz.
Oder Mysterious oder keine Ahnung. Aber ich glaube, dass du da nicht so eine
Vibes fühlst, wie er so drauf ist, liegt auch daran, dass Jaros da nicht besonders stringent ist.
Weißt du, er wird immer wieder dargestellt als jemand, der skrupellos ist.
Aber er ist nie skrupellos. Er hat eindeutig ein Herz für die Schwächeren,
würde niemals irgendjemanden einfach nur töten, um des Tötens willen.
Aber er wird halt trotzdem so dargestellt, als wäre das eine Option.
Und da kriege ich auch keine Vibes, wie er eigentlich ist, wenn ich ständig
sich widersprechende Informationen dazu bekomme.
Du kriegst ja so Einblicke, wie er mit seinen Freunden ist. Zum Beispiel auch
am Ende, wenn irgendwie nochmal diese letzten Bonus-Kapitel aus einer Sicht geschrieben sind.
Das sind die einzigen Momente, wo man mitbekommt, dass es doch so eine Art von
Bro-Teasing gibt zwischen ihm und seinen Kumpels. Ich hatte auf einmal ein ganz neues Bild.
Like what? Also wie hat sich das so geäußert?
Naja, dass er so heimlich auf Violet steht, dafür wird er halt so ein bisschen
geneckt. Und bis dahin wird es halt dargestellt, wie wer auch immer in Sadons
Nähe irgendeinen Witz macht auf seine Kosten, wird es bezahlen.
Er ist Alpha, ne? Er ist halt versucht, es zu etablieren, genau.
Aber es ist halt nie so.
Das finde ich halt so interessant, dass ein Erfolgsfaktor ist,
dieses Enemies to Lovers Erzählmuster, weil, das habe ich dann auch im Buchladen
gesehen, nachdem ich ewig dieses Force Ring gesucht habe,
überall der ganze Büchertisch voll war mit diesen goldenen, dekorierten Ausgaben
von Dark Romance, Romance und Romantasy.
Und überall gab es dann so Fähnchen dran und kleine Aufkleber.
Da stand überall Enemies to Lovers, Enemies to Lovers, Enemies to Lovers, Enemies to Lovers.
Überall. Und dann habe ich so gedacht, okay, klar ist es spannend,
wenn man nicht zusammen sein darf. das ist irgendwie eine verbotene Liebe und so.
Hier habe ich das Gefühl, die müssen quasi erst rausfinden, dass sie keine Feindinnen
sind, was irgendwie okay ist, weil er ist auch ihr Vorgesetzter und die Familien
sind verfeindet, also tatsächlich so ein bisschen Romeo und Julia-artig.
Aber gepaart mit dieser Dark-male-Erzählung als Love and Tress,
das ist so ein bisschen dieses zweite Romantasy-Ding und Dark Romance,
irgendwie diese Lust am, ja, was du mysteriös genannt hast.
Mysteriös, ein bisschen gefährlich.
Aber eben nicht so Arschloch-Badboy, sondern bei Xaden ist es so,
er ist eigentlich kein Arsch, aber er ist so ein bisschen undurchdringlich.
Ja, man muss ihn so knacken, sage ich jetzt mal. Und ich finde das problematisch,
Ehrlich gesagt.
Ich finde es richtig eklig.
Xaden?
Nee, die Dark-Male-Trope. Diese Erzählung, da ist jemand, der irgendwie nie was
sagt und der macht Schatten und der ist irgendwie dark und der ist mysterious
und der hält sich so ein bisschen zurück und er ist immer so ein bisschen grummelig
und er spricht mit tiefer Stimme und so.
Ich finde, das geht in so eine männliche...
Bei Twilight.
Oh, bei Twilight, auch schön. Ja, genau. Das geht für mich auch wieder in so
eine Stereotype-Männlichkeit rein.
Wo ich so denke, irgendwie, es bleibt innerhalb von so Machtgefälle,
der Mann hält gewisse Informationen.
Die Frau muss ihn retten.
Die Frau muss ihm helfen,
Sich zu fühlen.
Ja, und konkret ist es dann so, und da gehen ganz liebe Grüße raus an den Feminist
Sheriff Control Podcast von Rebecca Entler und Annika Brockschmidt,
die auch eine sehr schöne Folge gemacht haben.
Wenn ihr was über Sprache und den Plot noch im Detail hören wollt,
dann hört euch den an, weil die machen das ganz, ganz detailliert in zwei Folgen.
Und die beiden haben aber total gut rausgearbeitet, dass nachdem Violet und
Zayden sich dann angenähert haben, zieht er sich dann so zurück.
Also so, wir dürfen nicht zusammen sein.
Und er spricht da aber nicht so richtig drüber, über seine Gefühle und über
die Gründe und was er sich da so denkt, sondern er zieht sich irgendwie einfach
nur zurück. Weißt du, wenn das jetzt so eine Highschool-Komödie wäre,
dann wäre das so der Klassiker.
Man würde da sitzen und würde sich wundern, warum er nicht anruft.
Und er sitzt in seinem Zimmer und schmolt die ganze Zeit, weil irgendwas passiert
ist in seinem Leben, was er jetzt entschieden hat.
Deswegen darf er jetzt nicht mehr da draußen sein. Er muss sich schützen vor
sich selber oder so verrückte Sachen.
Und sie weiß das aber nicht und versucht das jetzt emotional zu kompensieren.
Und das ist so eine Red Flag für mich. Das finde ich so ekelhaft,
weil das ist so alt. Das habe ich so oft erlebt.
Dann steht in der Bravo, man muss sich rar machen, man darf dann nicht so klammern
und so weiter. Man muss denen den Freiraum geben.
Das finde ich so richtig, richtig alt. Das ist irgendwie überhaupt nicht geil.
Sehe ich auch so. Ich finde auch Weilets Haltung ganz oft da nicht so progressiv, sagen wir es mal so.
Während sie sich diese Gedanken macht, denkt sie gleichzeitig trotzdem noch
irgendwie darüber nach, ob er sie eigentlich töten will. Das ist ja das,
was mich irgendwann wirklich zum Schreien brachte, dass ich,
er hilft ihr, er ist nett zu ihm.
Und dann lese ich wieder, oh nein, er will mich töten. Und ich tue sie über Violet.
Weißt du, sie wird dargestellt als die intelligenteste Frau da der ganzen Schule,
aber kriegt so einen alten Gedanken, der sich in ihren Kopf gebrannt hat,
den kriegt sie nicht ersetzt durch einen neuen. So kam es mir irgendwie vor.
Ich muss auch sagen, ich hatte ein Riesenproblem, mich mit Violet zu identifizieren.
Vielleicht gehen wir auch mal rüber dann in die Weiblichkeitsinszenierung von
Violet. Also es hat mich von Anfang an abgestoßen, dass sie als klein,
zart, zerbrechlich etabliert wird.
Und ich habe gedacht, so warte mal, wir haben jetzt hier eine Konstruktion von einem Hühnenmann.
Der immer schwarz trägt, super muskulös ist und so ein bisschen emotional unnahbar.
Und dann haben wir so eine kleine, schlaue, zarte, mini, petit Frau.
Das ist ja total ungewöhnlich. Sowas habe ich ja noch nie erlebt.
Sowas habe ich auch noch gar nicht gesehen. Gibt es sich schon?
Also da bin ich ja mal auf den Cast gespannt, wie sie das finden wollen.
Also da würde ich doch sagen, lass doch mal umdrehen. Wie wäre es denn mit so einer Brienne of Tarth?
Oder wenn Zayden klein und zerbrechlich
wäre und der hätte vielleicht noch eine Disability oder sowas.
Aber so diese Konstruktion aus die Schöne und das Biest, are you fucking kidding me?
Das fand ich echt lame. Das hat mich auch nicht mehr losgelassen.
Das hat mich so abgestoßen die ganze Zeit, weil das ist das zweite Wort,
was immer wieder vorkommt, neben so fucking hot. Immer zerbrechlich, auf jeder Seite.
Sie ist zerbrechlich, sie ist zerbrechlich, sie ist zart in tausend Synonymen.
Mich hat da gestört, dass die Möglichkeit zur Systemkritik überhaupt nicht aufgegriffen wurde.
Also du hast jetzt dieses War College, das nimmt nur die Stärksten,
egal ob das irgendwie brutale Monster sind oder nicht.
Und dann schafft es diese eine kleine Schlaue und es wird überhaupt nicht in
Frage gestellt, ob das Auswahlverfahren vielleicht das Falsche ist.
Es wird sogar erwähnt, jedes Jahr gibt es weniger Drachen, die sich binden wollen.
Ja, vielleicht, weil die keine Lust mehr haben, sich mit irgendwelchen Mördern
zusammenzutun, weil die halt nun mal ihre Eier schützen wollen und nicht dafür
sorgen wollen, dass sie irgendwelche Leute abmurksen müssen.
Aber das wird nicht erwähnt. Es wird nie darauf hingearbeitet,
dass Weidet vielleicht sogar die Anführerin ist dann irgendwann,
die sagt, komm, wir holen jetzt alle Leute hier rein, die wollen und prüfen
nicht mal ihre Stärke und Grausamkeit, sondern wir prüfen ihren Mut und ihr
Durchhaltevermögen oder so.
Also moralische Integrität.
Ja, dieses Buch sollte meiner Meinung nach mehr wollen, als dass Violet gewinnt,
dass Violet ihren Weg geht. Für mich hat das halt so Pick-Me-Vibes.
Ich glaube, es gibt einen besseren Begriff dafür, weil sie ist ja nicht diejenige,
die sagt, ich bin ganz anders als andere Frauen.
Aber sie wird von Jaros zu dieser Frau gemacht, die es ganz anders macht als
andere Frauen oder andere schwache, aber schlaue Menschen oder so.
Also mich stört an diesem Buch, dass diese Sub-Ebene, die man mit reinnehmen
könnte, die Systemkritik oder was auch immer, wird halt nicht gemacht.
Und nein, sie kämpft nicht dafür, dass das Auswahlverfahren geändert wird und
dass alle ihre Chance bekommen, zu zeigen, dass sie eines Drachen wert sind.
Es bleibt etabliert, dass eigentlich nur die Stärksten und Mutigsten plus Violet
diesen Weg gehen können.
Ja, das Offensichtliche ist erstmal überhaupt, diese Hierarchien infrage zu stellen.
Wohlwollend gesehen könnte man ja auch sagen, sie bietet eben...
Eine Identifikationsmöglichkeit, weil sie vielleicht das Gefühl widerspiegelt,
was Mädchen, Frauen, Heranwachsende, wie auch immer, vielleicht auch oft haben.
Ja zum Beispiel in Tribute von Panem.
Also Katniss Everdeen, die super viele Skills hat, super schlau ist,
die irgendwie alles hat, ist für mich auch eine Heldin, mit der ich mich nur
schwer identifizieren kann, weil sie so perfekt ist.
Und dann auf der anderen Seite ist Violet vielleicht jetzt mal so ein Versuch
zu sagen, sie schafft es durch eine Welt, die nicht für sie gemacht ist und
sie kriegt es trotzdem hin.
Die Harry Potter und der Hobbit und so, also man hat das ja schon immer mal wieder.
Ich bin jetzt schwach, ich könnte eine Heldin sein in einer solchen Heldenreise,
aber es gibt ja immer nur die eine, die das darf.
Es gibt ja immer nur eine, die die Heldin sein darf. Weißt du?
Man bleibt in diesem patriarchalen Erzählmuster drin.
Also ich hatte jetzt auch angefangen noch so ein Buch dazu zu lesen, Der Weg der Heldin,
weil die Heldenreise wurde irgendwie mal in den 80ern von Joseph Campbell beschrieben,
dann gibt es bestimmte Stationen und es hat was mit Übergang und Initiation
zu tun und das wurde auch in der feministischen Theorie wieder revidiert und gesagt, so nee,
die Heldenreise ist eigentlich eine Männlichkeitsreise, also es geht hier eigentlich
nur um bestimmte männliche
Entwicklungsstufen, sagen wir mal vom Kind hin zum Solitär, zum Lonely Wolf oder so.
Und das können wir eigentlich nicht für eine weibliche Heldinnenreise anwenden.
So, jetzt habe ich dieses Buch gelesen, Weg der Heldin, oder ich habe es abgebrochen,
weil ich gemerkt habe, nee, verdammte Axt, die ganze Idee von der Heldenreise
ist eine patriarchale Erzählung.
Der Held an sich, der Retter und der Einzelne, das Singuläre,
dieses Auswählkriterium, dieses Special-Sein und so, das ist alles schon männliche Idee.
Wir kommen da nicht weiter, wenn wir sagen, und jetzt müssen die Frauen,
die müssen jetzt die Skills haben und die müssen dann die Station bewältigen,
weil das ist dann immer in dieser gendergetrennten Denke, das bleibt da alles drin.
Und es hat mich nicht zufriedengestellt, weil ich eben auch denke,
da ist diese Falle, wenn man sich überlegt, männliche Helden,
die dürfen klein sein, schwach sein, groß sein, dick sein.
Die dürfen zweifeln, die dürfen ambivalent sein.
Ja, ich sage mal sowas wie Anti-Helden, Wolverine oder sowas.
Ja, die dürfen auch mal brutal sein und die dürfen Fehler haben.
Also da gibt es eine große Varianz.
Und das wende ich jetzt an auf eine weibliche Heldin. Und jetzt gebe ich ihr
so die Attribute schwach, zerbrechlich, zart und klug.
Und auf einmal merken wir, scheiße, wir sind wieder im Weiblichkeitsstereotyp
angekommen, weil das ist die normale Rolle.
Es ist die Rolle, die Frauen immer haben in so einer Erzählung,
schwach zerbrechlich, nur mit dem Unterschied, dass sie normalerweise gerettet
werden durch den Helden.
Und an dieser Stelle sind sie jetzt selber die Heldin, aber sie bleiben in diesem
Muster drin, weil das mit dieser Begehrlichkeit ja auch zusammenkommt.
Stellen wir uns vor, Violet hätte, sagen wir mal, grüne Haut.
Wäre sie dann begehrlich für Xaden,
stellen wir uns vor, sie hätte eine Krankheit, wo die Haare ausfallen.
Sie hätte kein langes silbernes Haar, was sie sich zu einem Zopf rumschwingt.
Wäre sie dann noch begehrlich?
Das Blöde ist, dass sie durch die Romance,
muss sie ja auch noch in dieser begehrlichen Weiblichkeit bleiben.
Und das paart sich dann wieder zu einem Stereotyp,
Was mich wirklich ankotzt, plus was sich Jaros auch nicht getraut hat,
sind Ambivalenzen einzubauen.
Also das, was ich mittlerweile super gerne lese, weibliche Figuren,
die einfach Makel haben, die auch vielleicht Gewaltfantasien haben oder die
halt auch mal einen Fehler machen, wo man sich unsicher ist,
ob man gerade so mitgeht, ob man die mag.
Weißt du, das fehlt mir komplett.
Genau, ob man in einer ähnlichen Stresssituation vielleicht auch so seine moralischen
Werte plötzlich vergessen könnte oder solche Dinge. Also das fehlt mir da auch.
Und wo du das so sagst, mit der Weiblichkeit, in der sie dann gefangen ist,
finde ich, wird zum Beispiel total hervorgehoben dadurch, dass sie dann als
Giftmischerin ihren Erfolg bekommt.
Ist ja auch so ein Klischee quasi, dass Frauen dann, weil sie sich nicht anders
zu helfen wissen, zu Gift greifen, um doch lieber als Witwe durchs Leben zu
gehen oder so. Finde ich schwierig.
Ich hätte gerne ein ganzes Buch, glaube ich, über Violet als Hexe gelesen oder
so. Also ich habe ja auch ein Hexending.
Auf der einen Seite hält das Fantasy-Genre super viel bereit,
um feministische Utopien zu erzählen
oder auch patriarchatskritisch eine spannende Geschichte zu packen.
Ich finde, Fantasy ist eigentlich total prädestiniert dafür,
weil es ganz oft um dieses Worldbuilding geht und man gut diese Strukturen und
Zusammenhänge erzählen kann.
Und da ist Rebecca Jaros aber total, also ich glaube, da hat sie sich überhaupt keinen Kopf gemacht.
Obwohl ich schon glaube, dass diese Entscheidung, das aus der weiblichen Perspektive
zu erzählen, auch Helden-Tropes jetzt auf weiblich bezogene Helden anzuwenden,
auch so einen kleinen Gender-Flip, dass die höchste Generalin ist dann halt die Mutter.
Aber sie ist komplett unter den Möglichkeiten geblieben und ich finde,
immer wieder bedient sie damit auch patriarchale Tropes fast noch subversiver dann dadurch,
weil man das nicht so schnell vielleicht bemerkt, weil man denkt,
das ist doch schon total anders und total neu, oder? Ich muss dir
Dazu mal kurz eine Frage stellen. Findest du...
Nicht, dass diese letzten drei Kapitel, die Jaros aus der Sicht von Xaden geschrieben
hat, eigentlich feministischer sind als die Perspektive von Weile davor.
Also ich stelle mir so vor, mittlerweile, nachdem ich das gelesen habe,
wenn eine Frau den Male Gaze beschreibt, ergibt sich daraus,
zumindest habe ich das so wahrgenommen, mehr Möglichkeiten,
die Männlichkeit oder das Patriarchat greifbar zu beobachten.
Und ich fand es so spannend zu lesen, wie Xaden in seinem Kopf über die ganzen
Situationen nachdenkt.
Nicht, weil mich der Male Gaze mehr interessiert, sondern, glaube ich,
weil mich der Female Gaze auf den Male Gaze so interessiert hat an der Stelle.
Und hätte ich viel lieber gelesen, glaube ich. Das ganze Buch aus Xadens Sicht,
aber von einer Frau geschrieben.
Über den Female Gaze habe ich ehrlich gesagt auch nachgedacht,
Weil ich habe da nicht so viel Bock drauf, wenn weibliche Autorinnen wieder
Männer in den Vordergrund stellen.
Aber ich merke, ich muss das auch mal langsam wieder revidieren.
Wenn man dadurch Potenziale hat, diese Brainwash-Theorie von Nina Menkens,
also Frauen, die auf Männer schauen, die auf Männer schauen,
dass wir das auch noch mal ein bisschen durchmischen.
Und das Zweite, warum ich beim Female Gaze mittlerweile ein bisschen strauchle,
ist, Sie hat ja hier diese Lusterfahrung aus weiblicher Sicht beschrieben.
Patricia Camerata hat es ja schön euphemisiert mit auch anderen Techniken außer Penetration.
Also Violet kommt ganz oft zum Orgasmus und es wird aus ihrer Sicht beschrieben.
Aber können wir das eigentlich Female Gaze nennen?
Also die Sache mit dem Male Gaze ist ja so, dass es ja mittlerweile aus der
Filmwissenschaft rübergeschwappt ist in eine kulturkritische Perspektive,
dass man sagt, das ist der männliche Blick eigentlich auf alles.
Und den übernehmen wir ja sogar schon als Frauen.
Also ich kann als Frau ab den Male Gaze so verinnerlicht, dass ich mir ja gar
nicht sicher sein kann, ob ich als Frau, jetzt wird es kompliziert,
eigentlich einen Female Gaze produzieren kann oder auch nur den Male Gaze.
Weil der Male Gaze ist eine Käseglocke und der Female Gaze oder die weibliche Perspektive,
die ist gerade wie so ein kleines Mäuschen, was sich so ein bisschen aus dem
Loch gebuddelt hat und da jetzt mal ein bisschen Sonne rankommt,
das ist ja noch gar kein inneres Selbstverständnis.
Das heißt, diese Lust, die Violet beschreibt, könnte ja auch ein Begehren sein,
das man an dem Begehren des Gegenübers, sprich des Mannes, ableitet.
Ganz kompliziert jetzt gesprochen. Wir sind noch gar nicht an dem Punkt,
wo wir außerhalb dieses Mailgays und dieser patriarchalen Erzählmuster denken können.
Das haben wir ja auch vorhin schon markiert mit diesen ganzen patriarchalen
Weltbildungen, Armeen, die gegeneinander kämpfen, die Heldentrupe.
Also es ist wieder dieses Audre Lord, Zitat, du kannst das Haus des Meisters
nicht mit den Mitteln oder den Werkzeugen des Meisters einreißen.
Wir brauchen eigentlich komplett neue Geschichten dafür.
Da ist so das größte Potenzial, das alles auseinanderzureißen und zu überlegen,
wenn wir jetzt auf dem Fantasy-Genre sind oder Romantasy von mir aus,
was könnte jetzt irgendwie eine heiße Liebe sein?
Liebe an sich eigentlich auch schon wieder patriarchale Erzählungen.
Also da bin ich gerade so ein bisschen am rumknabbern.
Also ich finde, dass es zur Penetration kommt, auch wenn das nicht im Zentrum
steht, ist für mich männliche Lust mehr als weibliche.
Ich war enttäuscht, weil ich dachte, oh nein, jetzt ist dieses Prickeln vorbei
und ich wollte viel lieber noch mehr darüber lesen, wie es zündelt.
Komm, du hast 500 Seiten Slowburn gehabt, irgendwann ist auch mal genug.
Ey, meine Kopfhaut kribbelt, wolltest du davon noch mehr haben?
Weil das ist der dritte Satz, der auf jeder Seite steht, meine Kopfhaut kribbelt.
Das stimmt.
Fix und fertig gemacht teilweise. Aber jetzt sind wir schon beim Thema Spice,
Sex und Smut angekommen.
Da bin ich Patricia Kamerata sehr, sehr dankbar dafür, dass sie mich darauf gestoßen hat.
Dass es jetzt diese weibliche Autorin gibt, einfach auf der ganzen Welt gelesen wird wie Sau.
Und in den Fütons und Literaturkreisen wird es dann als Smut abgetan.
Ich hatte auch noch nie von Smut gehört, ehrlich gesagt. Klar,
Smut hört sich irgendwie gleich so nach Schmutzdreck an, da heißt es auch.
Und Smut-Literatur ist eben vielleicht eine pornografische Literatur, könnte man sagen.
Sowas, was man früher Groschenroman genannt hat. Kann das sowas sein?
Ich habe noch nie einen Groscher-Roman gelesen, aber so vermute ich das auch.
Hier muss man einfach sagen, was Patricia ja auch schon gesagt hat,
wir haben hier im ersten Buch von 700 Seiten 30 Seiten Sex. Also das kann ich
nun wirklich nicht als...
Dazu nochmal ganz kurz, ich finde es auch nicht schmutzig genug beschrieben.
Also es soll schon erotisch sein. Es ist halt sexy, es ist halt,
weißt du, es ist jetzt keine hohe Literatur in dem Sinne.
Aber das Wort Smart ist für mich auch was, vielleicht irre ich mich auch,
aber für mich schwingt da was Bulgäres mit. und ich finde diese Sexszenen vollkommen
unwulgär in ihrer Wortwahl und so.
Ich habe mal gegoogelt, was ist denn so SMUT-Lektüre? Also jetzt will ich es
auch mal wissen, weil Forswing ist es für mich nicht.
Und dann kamen so super viele Romantitel, die kannte ich jetzt alle nicht,
aber zum Beispiel ganz oft Fifty Shades of Grey.
Und dann ist mir aufgefallen, alles was ich so gefunden habe bei Google,
also bitte jetzt, das ist jetzt keine wissenschaftliche, diepe Studie oder so,
das ist jetzt wirklich nur eine kleine Google-Research. Es waren auch alles weibliche Autorinnen.
Ich habe keinen einzigen SMAT-Artikel gefunden. Sagen wir mal Bukowski.
Bukowski habe ich selber viel gelesen so vor zehn Jahren.
Das ist extrem dirty, extrem schmuttlich, extrem verstörend,
extrem plump, jetzt im Nachhinein extrem misogyn, extrem ekelerregend.
Ist kein Smart, ist hohe Literatur.
Und wir können es natürlich auch mit dem Argument halten, was Patricia gebracht hat. Game of Thrones?
Also man hat das Gefühl, es gibt ja keine Szene, ohne dass irgendwo nackte Brust
im Hintergrund rumläuft.
Aber das ist kein Smart. Also ich würde jetzt hier mal die starke These wagen,
dass ein Kriterium für Smut in der Literaturkritik und die Literaturkritik,
das muss man einfach auch sagen, ist männlich. Einfach männlich besetzt.
Ein Kriterium für Smut-Literatur ist, dass es von Frauen kommt.
Ich glaube, Männer könnten es gar nicht schaffen, Smut zu schreiben, glaube ich.
Nee, wenn es selbst so jemand wie Marquis hat nicht schafft,
dann... Ja, was sollst du denn noch machen.
Um smarty zu sein?
Es gibt so viel Schmutzigeres aus Männerhänden, wo mir dann irgendwie erzählt
wird, das hat einen tieferen Sinn, das steht alles nur für irgendwas anderes.
Genau, oder es ist radikal oder experimentell oder besonders provokant und was weiß ich pipapo.
Also ich würde jetzt mal auch den Aufruf machen, wenn jemand von euch einen Artikel,
Beitrag, Schnipsel in der Zeitung findet, irgendwas, wo wir einen männlichen
Autoren haben mit einem juicy Buch und in der Literaturkritik steht,
das ist SMUT, schickt es mir bitte.
Ich möchte jetzt wissen, was Smut ist und challenged me da in der These,
Smut kann nur von Frauen kommen, weil Smut eine systematische Abwertung ist
für erfolgreiche Romane, die von weiblichen Autorinnen kommen.
Und ob die Romane trivial sind, ob die Sexszenen gut geschrieben sind,
ob das Groschenromane sind oder ob das so ein Law ist,
spicy Drachenreiter in Ding ist. Ich finde, das kann man an der zweiten Stelle ja besprechen.
Also ich würde den Roman absolut in die Unterhaltungsliteratur einsortieren.
Von mir aus auch Trivial-Literatur, wer auch immer sich diese Kategorien ausgedacht hat, Männer.
Aber Smud heißt ja auch, das meintest du ja auch vorhin, schmutzig, dreckig.
Als ob diese Sex-Szenen und die weibliche Lust, die darin geschildert wird,
schmutzig und dreckig wären.
Und das finde ich halt auch nicht. Also das finde ich auch ein bisschen mit
diesem Charme zusammengespielt. Weißt du, was ich meine?
Also diese Literatur ist nicht nur nichts wert, literarisch,
weil es ist trivial, sie ist auch abstoßend eigentlich.
Und das zielt ja ganz klar überhaupt auf weibliches Begehren ab.
Also ob ihr jetzt die Sexszenen gut oder schlecht findet, das ist ja auch egal,
aber man kann jetzt wirklich objektiv sagen, die sind super harmlos.
Ja, das ist jetzt keine Dark Romance. Wir haben hier, wie Patricia auch gesagt
hat, Konsent, Sexualität, also man würde fast sagen, Blümchensex,
ja, sie macht dann ein bisschen den Schrank kaputt, aber alles im Rahmen.
Außer du bist ein Mensch, der denkt, Frauen dürfen nur entweder Jungfrau oder
Mutter sein und dann ist das natürlich schwierig, weil dann ist das schmutzig,
alles, was dazwischen passiert.
Deswegen ist dieses SMUT-Argument, das ist nicht harmlos, finde ich.
Das geht auch gegen alle Leserinnen, die das gerne lesen.
Es soll uns einhegen und sagen, naja, das ist, das ist IBEH.
Das macht man nicht, das liest man nicht.
Ich finde es auch verrückt, es ist so konstruiert, weil es gibt dafür keine
Begründung und du hättest gute Gründe, dieses Buch kritisieren zu können.
Also man hat genug Möglichkeiten zu sagen, das ist kein gutes Buch,
weil dies, weil das, weil jenes, aber habt Spaß oder so.
Aber es wird etwas konstruiert, um es auch noch moralisch verkehrt darzustellen
und es ist komplett nicht gerechtfertigt, auf jeden Fall.
Ich finde es vor allen Dingen auch so fatal, weil diese Bücher,
die sprengen so alle Superlative gerade.
Wir wissen ja eh, dass viel mehr Frauen Bücher kaufen und Bücher lesen als Männer.
Und jetzt haben wir diese ganzen, diesen Dark Romance, Romantasy, Romance-Hype.
Das ist jetzt so ein bisschen entstigmatisiert, weil wir Booktalk haben,
weil Frauen sich von der männlichen Literaturkritik emanzipieren und selber
auf Buchblogs diese Sachen empfehlen und das Marketing da komplett drauf abgestimmt
ist und so weiter. Und jetzt wird es gekauft wie Sau.
Rebecca Jaros macht da jetzt einfach richtig Schotter damit und verschiebt natürlich
damit auch bestimmte ökonomische Gewissheiten auf dem Buchmarkt.
Das heißt, was wird verlegt?
Was kommt in die Regale? Und was hat dann vielleicht auch keinen Platz mehr?
Dass da natürlich das Patriarchat Alarm schlägt,
ich finde das halt immer so lustig, die Vorstellung, das sind ja dann im Endeffekt
so einzelne Fötunisten oder so, die dann schreiben, die sehen sich ja jetzt
nicht als verteidigende Stellvertreter des Patriarchats.
Aber wenn man das dann weiter treibt und sagt zum Beispiel, naja,
wir müssten mal den Kanon paritätisch aufstellen an Universitäten oder in der
Schule, da kommt sofort ein Harald Markenstein, der dann schreibt,
wo kommen wir denn da hin?
Als nächstes lesen wir Goethe nicht mehr oder Brecht. Na, der Kanon ist voll. Da ist kein Platz mehr.
Das sind schon alles die besten Bücher der Welt. Das geht einfach nicht anders.
Und natürlich, wenn es dann um Patte geht, richtig um Geld, und da kommt dann
einfach hier so ein Drachenmädchen mit juicy Szenen und so einem goldenen Cover...
Und auf einmal ist kein Platz mehr für die Memoiren von Dieter Nuhr auf dem
Büchertisch vorne am Schaufenster.
Also für mich ist es schon allein ein feministischer Akt, Bücher von Autorinnen zu kaufen.
Auch wenn da Sane drin vorkommt.
Alleine schon deswegen, weil, also ich kenne Männer, die sagen,
die lesen nichts, was von einer Frau geschrieben ist. Ja, ich auch.
Weil es ja nicht für sie geschrieben ist.
Offenbar können sich manche Männer wirklich gar nicht damit identifizieren,
was Frauen so denken, selbst wenn es ein männlicher Protagonist ist. Völlig egal.
Es hat eine Frau geschrieben, aber wir müssen ja auch nicht so tun,
als wäre alles automatisch gut, nur weil es eine Frau geschrieben hat.
Und ich finde auch allgemein, wenn man das Geschlecht mal weglässt,
finde ich es auch ein bisschen bescheuert, sowieso an diesen alten Schinken
so festzuhalten, weil wir haben ja auch sowas wie einen Zeitgeist.
Also ich finde, es wäre sowieso Zeit, das mal komplett zu reformieren.
Wer mir erzählt, welche Bücher lesenswert sind und welche nicht und warum das
größtenteils Bücher sein müssen, die weder in meinem Kulturkreis noch in meiner
Zeit noch in meinem Geschlecht noch sonst irgendwas geschrieben wurden.
Was soll ich denn davon haben?
Und es ist mir immer dann noch nicht so ganz klar, warum es denn so wichtig
ist, dass ich die alten Bücher lese.
Das sehe ich genauso wie du und auch nochmal zum Thema weiblicher Lust oder weibliches Begehren.
Wenn Frauen selber auf einmal für sich das beanspruchen, Körper, Lust, Begehren,
Sex, Erregung, Erotik für sich zu definieren, ist das wirklich so gefährlich für das Patriarchat?
Können wir das Patriarchat damit stürzen, indem wir irgendwie unseren eigenen
Körper, unser eigenes Begehren formulieren?
Also obviously ja, weil es halt so stark attackiert wird, weißt du, ich meine?
Also ich habe das ja vorhin schon mal kurz gesagt. Ich glaube,
es hat wirklich ganz viel damit zu tun, dass manche Männer es nicht anders sehen
wollen, als dass wir keine Sexualität haben, bis sie uns die Sexualität zeigen,
die aber für sie Spaß machen soll und uns ein Kind bringen soll,
damit wir dann quasi unseren nächsten evolutionären Schritt,
unsere nächste Stufe erreicht haben, in dem wir Mutter sind.
Und da ist es dann auch bitte ganz wichtig, dass wir keine Sexualität mehr denken,
weil wir haben ja ein Kind.
Also wieder zurückfinden zur Unschuldigkeit,
die uns vielleicht kurz von irgendeinem Mann geraubt wurde.
Ich glaube, Männer, manche Männer müssen ihre Macht damit fühlen,
dass sie unsere Sexualität anbieten.
Und wenn wir als Frauen in der Kultur nur Platz haben als Jungfrau oder Mutter,
dann ist es natürlich ein Schock für Männer zu erfahren, dass da noch mehr ist.
Und ich glaube, sie wollen es wirklich nicht, weil sie ihr eigenes Begehren
auf Frauen herabsenken würde, weil sie eben Jungfrauen begehren, Mütter ehren.
Und jetzt von ihnen zu erwarten, dass sie auch noch Begehren haben für eine
Frau, die sich ihnen freiwillig hingibt und daran Lust empfindet,
ohne ein Kind zu wollen, das scheint offenbar nicht in Ordnung zu sein.
Ja, ich finde es also tatsächlich immer so schwierig, weil ich mache dann hier
irgendwie diese großen Rants und so weiter. Und wenn ich dann überlege,
warum wird es dann so angegriffen, wenn da Violet Merceden da so ein paar Blitze schleudert?
Damit wird das Patriarchat jetzt noch nicht zerstört, aber schon alleine,
dass Frauen aus einer Passivität heraustreten.
Also nur der reine Akt sexuelles Begehren und Fantasie, es kann sogar eine patriarchale Fantasie sein.
Also in der Machtkonstruktion auch noch patriarchale Machtmuster zu übernehmen, siehe Doug Romans.
Schon das ist ein Heraustreten aus der Passivität. Und Passivität ist aber das,
was uns zugeordnet ist, uns als Frauen.
Und was die Begehrlichkeit, wie du gerade gesagt hast, das männliche Begehren wiederum ausmacht.
Also, weil wir nicht passiv wären, dann sind wir ja aktiv, dann wären wir ja dominant.
Das geht ja nicht, zusammen mit so einem patriarchalen Weiblichkeitsbegriff.
Und ich habe auch gerade so daran denken müssen, weil du gesagt hast,
die junge Keuschheit und die Mutter, die Zölibatäre.
Ich musste auch gerade so ein bisschen an diese ganze Manus 4 Geschichte denken
und an diese Bodycount Videos, wo es immer wieder Versuche gibt zu erklären,
wenn eine Frau einen hohen Bodycount hat, dann ist sie verbraucht,
dann ist sie schmutzig, dann ist sie wie ein Gebrauchtwagen, pipapo.
Also ich habe immer das Gefühl, wir reden über irgendwelche Opas wie Harald
Martenstein, der halt doch nicht irgendwie mitgekriegt hat, dass es noch andere Sachen gibt.
Aber es ist jetzt auch wieder eine neue Welle davon, auch bei jungen Männern,
das so wieder einzuhegen. Wie Hunde, oder?
Die irgendwo an der nächsten Laterne pinkeln, damit jeder Hund in der Nähe weiß, das ist meine Laterne.
Und natürlich macht das dann auch was mit der männlichen Sexualität.
Also eine erfahrene Frau oder eine Frau, die für sich bestimmte Fantasien entwickelt
hat oder die auf einen Konsent besteht, in welcher Form auch immer.
Also bei Violet und Zayden ist es so, dass Zayden, glaube ich,
immer wieder fragt, ob das okay ist, ob es wehtut.
Also er vergewissert sich immer wieder zwischendurch und holt sich immer ein
Ja. Also es ist jetzt nicht so, wie manche Leute denken, das ist unromantisch,
dann muss man ja vorher fragen und einen Vertrag machen.
Nein, es ist kein Bausparvertrag, sondern es ist ein Beziehungsgefüge,
in dem man auf die andere Person Acht gibt und es ganz wichtig ist und zum Teil
der Lust gehört, dass man sich ein Ja abholt.
Und das bringt aber natürlich männliche Sexualität in so einen gewissen Zugzwang.
Da muss man vielleicht riskieren, dass man vielleicht nicht gut im Bett ist
oder die Frau vielleicht nicht befriedigen kann oder nicht weiß wie.
Und dann ist das Selbstbewusstsein angeknackt. Das ist ja auch alles peinlich.
Ich kann das ja auch nachvollziehen.
Oder aber auch, und das ist halt auch was, was mir ein bisschen Angst macht,
dass man vielleicht selbstbewusste, lustvolle Frauen, die ihre Fantasien selbst
benennen, beschreiben, einfordern und auf Konsent bestehen, gar nicht mehr attraktiv findet.
Weil es das schon so anstrengend und schon so, äh.
Ich kann ihr die Welt nicht mehr zeigen. Ich kann nicht mehr der große Lehrer sein.
Ich meine, so lange ist es ja noch gar nicht bekannt, dass Frauen überhaupt
eine Sexualität haben, eine Lust haben.
Es ist auch vielleicht überfordernd, dann gleich schon zu erwarten,
dass wir gleich einen Schritt weiter gehen und sie auch noch die Definition
davon noch für uns beanspruchen wollen oder so, keine Ahnung.
Aber ich finde es einen interessanten Punkt, dass man das auch eigentlich als
Mann lesen könnte und dabei lernen könnte, wie man sexy um Erlaubnis bittet,
wie man sich auf schöne Weise ohne Romantik-Killer ein Ja abholen kann.
Also finde ich einen guten Punkt.
Sollten Männer mehr lesen, die sich ins Internet stellen und behaupten,
So kommen ja gar keine Pärchen mehr zusammen, weil es gibt ja keine Romantik
mehr, wenn man immer um Erlaubnis fragen muss. Finde ich einen guten Punkt.
So als Rausschmeißer. Ich habe auch irgendwie noch so gedacht,
es wird halt unglaublich viel gemutmaßt.
Warum kommt dieses Buch so gut an? Was ist der Hype hinter der Flammengeküsst-Reihe?
Ist es wirklich so gut oder nicht?
Und ich hatte mir das auch mal in mein Manuskript geschrieben.
Können wir da was sammeln und so weiter?
Und jetzt denke ich gerade so, Und wen zum Fick interessiert denn das?
Das kommt jetzt gerade gut an, weil das spannend geschrieben ist,
weil das ein bisschen juicy ist, weil das gut vermarktet ist,
weil wir jetzt Booktalk haben.
Hat sich irgendjemand mal gefragt, warum das Buch von Richard David Precht irgendwie
so viele Leute gekauft haben? ist nicht die interessantere Frage eher,
warum fragen sich so viele Leute, warum das so gut ankommt?
Und warum fragen wir uns das nur bei bestimmten Roman- Trends oder Hypes?
Und bei anderen, ich würde jetzt mal sagen, gerade bei männlichen Romanen wird
das dann gar nicht so in Frage gestellt, weil ja klar ist, dass das alles Hochliteratur
ist und alles toll und irgendwie super Perspektiven und so.
Sehr schön. Also wenn man sich fragt, warum Lesen das die Menschen.
Dann ist ja offenbar Teil der Annahme immer schon, dass Menschen das wegen des juicy Contents lesen.
Und wir haben ja jetzt schon oft darüber gesprochen, es steht überhaupt nicht
im Mittelpunkt des Plots.
Es geht eigentlich um dieses War College und wie Violet da durchkommt und eben
diese tiefe Verbindung, die sie da spürt zu verschiedensten anderen Protagonisten.
Also vielleicht wäre es sinnvoller, sich zu fragen, warum lesen das Leute,
mal abgesehen von diesem Juicy-Content, weil vielleicht lesen das die Leute
ja auch trotz des Juicy-Contents, so wie ich zum Beispiel.
Und da findet man ja vielleicht eher Antworten, warum viele Menschen das gerade
eine gute Lektüre finden, Weil es eben sehr kurzweilig ist, weil man es jederzeit
und überall lesen kann, ohne da irgendwie groß den Anschluss zu verlieren,
wenn man es kurz mal liegen lässt oder so.
Ich finde ein großer Punkt, also da psychologisiere ich jetzt vielleicht auch
einfach ein bisschen rum, aber ich fühle es so, dass wir in einer Welt sind,
in der alles sich so unsicher anfühlt, wie eigentlich Weilits Leben.
Wir haben jetzt hier nicht tausend Tote und fühlen uns auch nicht so wie,
ach da ist schon wieder einer gestorben, ist ja jetzt auch egal,
ist ja nur der zehnte heute oder so.
Und trotzdem wird die Jugend von heute ein Gefühl mit sich rumtragen von,
wir leben gerade am Abgrund, wir wissen nicht, wie es morgen weitergeht.
Sie leben also, weil es leben und erfahren beim Lesen dieses Buches,
dass es trotzdem halt einen guten Alltag damit geben kann, dass man trotzdem
schöne Sachen erleben kann, dass man sich trotzdem um Freundschaften und seine
Liebe kümmert oder was auch immer.
Und ich würde vermuten, dass es eher deswegen so ein Hype ist.
Also es ist ungerecht, so zu tun, als würden Leserinnen in den Buchladen laufen
und in der Romantasy-Ecke gucken und da ein Buch nehmen.
Und so wären sie jetzt alle an dieses Buch gekommen.
Aus meiner Sicht hat sich das aus anderen Gründen rumgesprochen.
Ich muss dazu aber auch noch sagen, zum Thema progressive Fantasy habe ich euch
einmal einen DFL-Beitrag reingestellt,
wo erklärt wird, was progressive Fantasy ist und ich habe euch auch noch ein
paar kleine Buchtipps zusammengestellt, die habe ich selber nicht gelesen,
aber die habe ich recherchiert,
weil ich eben auch finde zum Thema Eskapismus, Weltflucht und so weiter, es ist ein...
Perfektes Genre, also Fantasy, aufzuladen mit entweder Utopien,
die abseits unserer aktuellen Weltlage stattfinden oder eben auch mit Gedankenexperimenten,
wo können wir hinkommen mit bestimmten Szenarien und so weiter, finde ich total toll.
Also diese Kombi aus Systemkritik und dann aber total unterhaltsame,
wir haben ja alles, also von Elfen, Drachen.
Ich liebe das einfach, so ein bisschen diesen Magic-Hintergrund.
Hast du auch noch Sachen, die du uns empfehlen kannst, jenseits von Rebecca Jaros?
Ja, allerdings nicht im Bereich Drachenroman oder Romantasy.
Aber ich möchte allen, die das, was Susi gerade gesagt hat, also die auch sowas
lesen wollen, eine Parabel auf andere Sachen,
etwas mit einer tieferen Ebene, Gedankenspiele und so weiter,
möchte ich ganz dolle Terry Petschett ans Herz legen, der seine Scheibenwelt
gebaut hat, um ein Spiegel aller Welten zu sein.
Er nimmt alles. Er nimmt einfach alles, was wir in unserer Welt haben und baut
es so um, dass man von außen drauf gucken kann und sich denken kann, hey, ist ja absurd.
Obwohl es in unserer Welt eigentlich genauso passiert und ist da ein ganz großer Meister.
Und wenn man irgendwie Magie und Hexen und sowas mag, alles ein bisschen abseits
vom Klischeehaften, wie es in den großen Fantasy-Romanen vielleicht eher drin
ist, dann ist Harry Patchett meiner Meinung nach die richtige Wahl.
Dann habe ich noch totale Feelgood-Fantasy-Literatur, Dr.
Parnassus und das Heim der magischen Begabten, wo es darum geht,
sich selbst zu akzeptieren, wie man ist mit einem homosexuellen Protagonisten
und kleinen Monsterkindern,
die anders sind als andere und deswegen lernen müssen, sich selbst zu akzeptieren.
Und ich mag es nicht so gerne, in Kriegssettings einzutauchen,
sondern ich mag es gerne, in so zärtliche Betten einzutauchen,
wo man einfach ganz gemütlich eine schöne Geschichte lesen kann.
Und da ist das queere Literatur in richtig gemütlich.
Danke für deine Tipps. Lieben Dank, Carina, dass du da warst.
Danke für diesen Deep Dive.
Echt, danke dir.
Und wie immer für euch, wenn euch der Podcast gefallen hat, dann freue ich mich
sehr, wenn ihr euren Freundeskreis,
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