Re-Upload: Der männliche Makel – Schöpfungsfantasien & Gebärnarrative

Ein Essay über das Fehlen von weiblichem Körperwissen in Film und Literatur

11.01.2024 27 min

Zusammenfassung & Show Notes

Kopfgeburt, Schenkelgeburt, die Geburt der Venus, die Erschaffung Adams. Die Gebärmutter und das weibliche Körperwissen wird nicht nur ausgespart in der Literatur (sowie Film & TV), Gebären wird auch als schöpferischer Akt männlich umgedeutet und angeeignet.

📢 In diesem Podcast geht es um bewusste oder unbewusste Rollenmuster, Anpassungsdruck, unterschiedliche Feminismusbegriffe und feministische Elternschaft zwischen persönlichen Erfahrungen und gesellschafts-kulturellen Einflüssen.
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🎄Und sie gebar...
Fallen euch spontan Beispiele für Gebärerzählungen in der Literatur ein? Also aus Sicht der Gebärenden? Von der Venus bis zur Erschaffung Adams, von der heiligen Maria bis Agnes Matzerath – Geburtszenarien sind oft kurz abgehandelt, hinter verschlossenen Türen verborgen oder sogar gänzlich unabhängig von der Gebärmutter in als männliche Schöpfungsfantasien dargestellt.

🍼 Unlearn Geburt
Das Verbannen von Gebärerzählung aus der Literatur hat eine lange Tradition – eine patriarchale Tradition. Die kulturellen Konstrukte von Körperlichkeit und Geschlechterrollen sind miteinander verknüpft. Gebärerzählungen überschneiden sich mit dem Mutterbegriff. Die hartnäckigsten und repressivsten Erfindungen des Patriarchats sind Mutterliebe und Mutterinstinkt, vor allem weil sie sich auf vermeintliche "natürliche" Gesetzmäßigkeiten berufen. Das Fehlen von Wissen über Gebären führt daher zwangsläufig zu politischen Auswirkungen,  z.B. im Mutterschutz, über den Gender-Health-Gap bis zur Teilzeitfalle.

Reproduktionsarbeit verhandelt nicht nur ein körperliches Erleben, sie verhandelt auch immer eine gesellschaftliche Ordnung.

🎧 Zum Nachhören:
 • autonome Gebärfantasie im Sci-Fi Folge 32 Männerfantasien in Foundation
• #regrettingmotherhood Folge 23 Bereust du deine Mutterschaft?

📚 Literaturtipps:
Gebären – Erzählen. Cecilia Colloseus (Studie)
Aus dem Bauch heraus. Jana Heinicke
Das Patriarchat der Dinge. Rebekka Endler (u.a. über Gender Health Gap)
Die kranke Frau/unwell women. Elinor Cleghorn (Wissenschaftsgeschichte der Gynäkologie)
Frauen-Literatur. Nicole Seifert
Zart & frei. Carolin Wiedemann
Unlearn Patriarchy. Jaspers, Ryland, Horch (Hg.)
Die ungeduldigen Frauen. Djaïli Amadou Amal (Roman)
Die Töchter Egalias. Gerd Brantenberg (Roman)

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